Autor*innen

Virginia Woolf (1882-1941) war das siebte von acht Kindern einer wohlhabenden Londoner Familie. Sie hatte früh Zugang zu Bildung und wurde durch ihren Vater in ihren Ambitionen bestärkt, Schriftstellerin zu werden. Beide Eltern starben jedoch früh, woraufhin Virginia Woolf mit ihren Geschwistern von London nach Bloomsbury zog. Dort trafen sich in der sogenannten Bloomsburygruppe Künstler und Intellektuelle, zu denen auch ihr späterer Ehemann Leonard gehörte. Beide gründeten zusammen den Verlag Hogarth Press, der sich der Übersetzung und Veröffentlichung von russischer Literatur, Werken zur Psychoanalyse und Autoren der Bloomsburygruppe widmete. 

Virginia Woolf bewunderte Dostojewski, dessen Geschichten für sie „ein brodelnder Strudel, kreiselnder Sandsturm und Wasserhosen,“ waren, „die uns aufsteigen lassen, weichkochen und sich uns einverleiben. Sie sind völlig aus dem Stoff der Seele gemacht. Gegen unseren Willen werden wir hineingezogen, herumgewirbelt, erstickt und gleichzeitig mit schwindelerregender Entrückung erfüllt.“ (The Russian Point of View, 1925).

Mit Ein ungeschriebener Roman hat bookjes eine kurze Geschichte veröffentlicht, die beinah nur in Gedanken stattfindet - die Erzählerin analysiert ihre Mitfahrerin und erfindet eine Lebensgeschichte für sie. Hierin zeigt sich gleichzeitig Woolfs Interesse für die menschliche Psyche als auch ihr feiner Humor, denn die Analyse geht auf bizarre Weise schief und wühlt die Erzählerin selbst mehr auf als den Gegenstand ihrer Beobachtung.

 

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Franz Kafka (1883-1924) kommt dem Mythos des einsamen Genies sehr nahe. Mit literarischen Zirkeln hatte er nicht viel am Hut. Bei Tag arbeitete er, nach seinem Jurastudium, bei einer Versicherung und schrieb in seiner Freizeit. Mit großer Hingabe und Disziplin. Trotzdem zu seinen Lebzeiten nur wenige seiner Werke veröffentlicht wurden und die, bei denen eine Veröffentlichung gelang, ihm kaum Aufmerksamkeit verschafften, verfasste er dutzende Erzählungen, Novellen und Romane. Oft vermischen sich in ihnen das Reale und das Absurde. Sei es in Form von magischen Elementen wie in Die Verwandlung oder Blumfeld, ein älterer Junggeselle (bei bookjes erschienen) oder durch sonderbare soziale Konventionen und Hierarchien, denen sich die Figuren unterwerfen müssen wie in Das Schloss.

Obwohl Kafka sich von den Intellektuellen seiner Zeit fern hielt, bewunderte er einige andere Schriftsteller, allen voran Dostojewski, den er in einem Brief an seine Verlobte Felice als seinen "wahren Blutsverwandten" bezeichnete. 

 

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Fjodor Dostojewski (1821-1881) erfand mit seinen zweifelnden, innerlich zerissenen und eigentlich wenig heldenhaften Helden die Literatur neu. Gemeinsam mit denen Tolstois stehen seine Bücher sinnbildlich für 'die großen russischen Romane'. Doch auch seine kurzen Arbeiten sind Meisterwerke. Neben dem bei bookjes erschienen Traum eines lächerlichen Menschen machen die kurzen Romane Aufzeichnungen aus dem Kellerloch und Der Spieler einen tollen Einstieg.

Nachdem Fjodor Dostojewski Ingenieurwesen studiert und angefangen hatte zu arbeiten, veröffentlichte er mit Mitte 20 seinen ersten Roman: Arme Leute. Ohne dass dieser durchschlagenden Erfolg gehabt hätte, brachte er ihn doch mit der Literaturszene in St. Petersburg in Verbindung. Dort wurden russische und ausländische Autoren diskutiert. Im Russischen Zarenreich betrachtete man diese Art von Zusammenkünften als Brutstätten für Systemkritik und nahm die Kreise regelmäßig hoch. So auch den Dostojewskis im Jahr 1849. Er wurde daraufhin zum Tode verurteilt, jedoch änderte man das Urteil in letzter Sekunde und schickte ihn stattdessen ins Arbeitslager nach Sibirien. Dort blieb er vier Jahre. 

Später, in seinen 40ern, reiste er durch Europa und machte an Spieltischen in Baden-Baden und anderen Orten Erfahrungen, die er mit ungekannter Direktheit zu den klassischen Romanen verarbeitete, für die er heute so berühmt ist.